Dienstag, 2. Januar 2007
Land der Sehnsucht
mystic, 03:02h
Einen Lidschlag entfernt, und doch weiter als man es sich vorstellen kann, existiert ein Land, nein eine Welt, welche ich erst einmal erblickte. Ich wachte auf. Unglaublich klare Luft füllte meine Lungen und brachte meinen Brustkorb dazu, sich weiter denn je zu öffnen. Ich spürte den Tau der morgenfrischen Wiese unter meinen Händen. Ich hob den Kopf.
Ich saß auf einem kleinen Hügel, über den sich eine riesige Eiche spannte, ein lebendes Dach, das mich schützte. Die Sonne glitt über den Kamm des großen Gebirges zu meiner Linken und tauchte das Land in goldenen Glanz. Der Wind, von den majestätischen Eiskronen kommend, jagte Wellen über das kniehohe Gras, welches sich bis ans Ende des Blickfeldes erstreckte und machte ein stürmisches Meer aus ihm.
Auf dem Rücken des Windes kamen sie. Ihr wilder Gesang tönte weit in der klaren Luft.
Ein Schwarm löste sich von den Unzähligen, umflog die Eiche und rief :
„Kommst du mit?“
Doch schon waren sie wieder davon, keinen Flügelschlag lang verharrend, in den breiten Strom zurück,
der sich über die Ebene wand.
„Wartet!“, rief ich ihnen nach, doch der Strom floß weiter. Ein undeutbares Gefühl zwischen meinen Schultern verriet mir, daß ich nicht mehr allein war. Mein Blick traf den eines Königs der Lüfte. Er saß auf der alten Eiche, und sie paßte zu ihm, als wäre sie sein Thron. Sein Federkleid war dunkler als die Nacht, doch in seinen Augen brannte ein goldenes Feuer.
„Willst du mit?“, fragte Er mich. Er sprach nicht und doch verstand ich seine Gedanken.
Ein heißer Schauer überlief mich. „Ja!“, sagte ich, „Ich will mit!“.
„Dann komm“, sagte Er, „es ist ganz leicht.“
Mein Körper löste sich auf, wandelte sich um. Alle Schwere fiel von mir ab, ein Gefühl der Ungegenständlichkeit überkam mich. Ich konnte nicht atmen, da ich keine Lunge hatte, ich konnte nicht sehen, da ich keine Augen hatte, ich hatte keinen Herzschlag, da ich kein Herz mehr hatte. Und doch dauerte es nur einen Lidschlag lang. Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich das Land unter mir. Eine Windböe drückte mich in die Höhe und ich spürte die Kraft meiner Schwingen. Meine Augen waren verschärft und ich erfuhr meine Umgebung in einer nie gekannten Klarheit. Noch lag ich ganz still auf dem Rücken des Windes, und versuchte, das berauschende Gefühl der Freiheit, das mich überkam, zu kontrollieren.
Plötzlich war Er wieder da, auf geheimnisvolle Weise wie aus dem Nichts erschienen.
„Ist es das, was du wolltest?“, fragte Er.
„Was kann man mehr wollen?“, fragte ich zurück.
Undeutbar blickten mich seine Raubvogelaugen an. „Vieles“, sagte Er und stieß in den Himmel hinauf.
Ich erprobte die Kraft meiner Schwingen und folgte ihm. Mit jedem Flügelschlag stieg ich höher, drückte mehr Luft unter meinen Körper, mehr Abstand zwischen mich und die Erde. Schließlich konnte ich nicht mehr weiter, hatte meinen höchsten Punkt erreicht und ging in einen Gleitflug über. Mich entspannend ließ ich mich tragen.
Die Kilometer schwanden unter mir, Entfernungen wurden unbedeutend.
Unbedeutend, wie so vieles andere.
Das Grasmeer lag schon lange hinter mir, ich glitt über Steppen, überquerte Wüsten, deren heiße Luftströme mich wieder höher trugen, und gelangte in felsige Bergschluchten. Das Wissen um die eigene Kraft veranlaßte mich zu waghalsigen Experimenten meiner neu gewonnenen Flugkunst. Ein Glücksrausch überkam mich meiner neuen Kraft wegen. Ich suchte mir die tiefste Schlucht und flog so hoch ich konnte, neigte meinen Körper kopfüber und legte die Flügel an. Immer schneller wurde der Sturz, Bilder liefen in meinen Gedanken vorbei , die Luft verursachte ein zischendes Geräusch, als ich sie durchschnitt, und der Boden der Schlucht, ein tiefblauer Bergsee, kam in beängstigendem Maße näher. Aber ich hatte keine Angst.
Ich drückte meine Flügel gegen den ungeheuren Luftdruck auseinander. Wie ein Peitschenknall schnellte die Luft unter sie und drückte mich nach oben. Meine Flügel berührten noch kurz die Wasseroberfläche und hinterließen konzentrische Kreise, als ich auch schon wieder aufstieg, der Sonne entgegen. Er war wieder da. Ich landete. Hatte Er mich jemals verlassen?
„Genug von der Geschwindigkeit?“, fragte Er.
„Nicht wirklich. Aber ich denke, ich möchte den Boden wieder unter meinen Füßen haben.“
Ich dachte zurück, wie leicht es gewesen war, ein Vogel zu werden und wie mangelhaft mein eigener Körper war. Nur ein Lidschlag war nötig. Ich verstrahlte die anmutige Eleganz einer pfeilschnellen Jägerin. Auch Er war zum Raubtier geworden, und auch hier vereinte Er Macht und Schönheit. Ich spürte, wie leicht und geschmeidig meine eigenen Bewegungen waren und in welch perfekter Harmonie wir uns bewegten.
„Es ist ganz leicht, oder?“, fragte Er.
„Das ist es.“, gestand ich. „Wie weit geht das?“
„Wie weit möchtest du es?“
Ich versuchte es. Gab es eine Grenze?
Ein Lidschlag: Ein Wolf. Ein weiterer: Eine Maus. Eine Biene, eine Schildkröte, eine Giraffe, eine Schlange, ein Pferd, ein Wal. Er immer bei mir.
Schließlich versuchte ich mich am Wind, und wir wurden zwei tanzende Luftströmungen, doch ich hielt es nicht lange aus, zu unwirklich war meine Existenz. Ich wurde zur Göttin.
Schönheit umgab meinen Körper, Anmut lag in der kleinsten Bewegung. Körper und Geist strahlten Kraft aus. Ich suchte den Gott an meiner Seite, aber Er war nicht da.
„Wo bist du?“, rief ich. Verwirren erfaßte mich, auch Angst.
„Ich werde nicht kommen.“, hörte ich seine Gedanken, ohne daß ich deren Richtung hätte bestimmen können.
„Warum nicht?“, rief ich zurück. Keine Antwort.
„Ich bin jetzt vollkommen, ich möchte dies Glück mit dir teilen.“
„Du warst schon vollkommen, vielleicht sogar mehr als jetzt.“, sagte Er , und eine Windböe hob den Sand von der Erde. Er formte sich zu einem Wirbel, aus dem sich seine menschlichen Umrisse abzeichneten.
„Das ist nicht wahr!“, meine Stimme zitterte, „Ich war so unvollkommen! Mit so vielen Mängeln und Schwächen! Wie kannst du das dem vorziehen, was ich jetzt bin ?“
„Du warst wirklich.“
Die Sandfigur zerfiel und streute sich in alle Richtungen. Ich stand verlassen. Ein Lidschlag?
Noch einmal fühlte ich die Perfektion meines göttlichen Körpers. Dann war ich wieder ich selbst.
Ich spürte seine Anwesenheit, bevor ich ihn sah. Er lächelte und streichelte meine Wange.
„Du bist vollkommen.“, sagte Er.
Ein Lidschlag.
Ich war zu Hause.
Ich saß auf einem kleinen Hügel, über den sich eine riesige Eiche spannte, ein lebendes Dach, das mich schützte. Die Sonne glitt über den Kamm des großen Gebirges zu meiner Linken und tauchte das Land in goldenen Glanz. Der Wind, von den majestätischen Eiskronen kommend, jagte Wellen über das kniehohe Gras, welches sich bis ans Ende des Blickfeldes erstreckte und machte ein stürmisches Meer aus ihm.
Auf dem Rücken des Windes kamen sie. Ihr wilder Gesang tönte weit in der klaren Luft.
Ein Schwarm löste sich von den Unzähligen, umflog die Eiche und rief :
„Kommst du mit?“
Doch schon waren sie wieder davon, keinen Flügelschlag lang verharrend, in den breiten Strom zurück,
der sich über die Ebene wand.
„Wartet!“, rief ich ihnen nach, doch der Strom floß weiter. Ein undeutbares Gefühl zwischen meinen Schultern verriet mir, daß ich nicht mehr allein war. Mein Blick traf den eines Königs der Lüfte. Er saß auf der alten Eiche, und sie paßte zu ihm, als wäre sie sein Thron. Sein Federkleid war dunkler als die Nacht, doch in seinen Augen brannte ein goldenes Feuer.
„Willst du mit?“, fragte Er mich. Er sprach nicht und doch verstand ich seine Gedanken.
Ein heißer Schauer überlief mich. „Ja!“, sagte ich, „Ich will mit!“.
„Dann komm“, sagte Er, „es ist ganz leicht.“
Mein Körper löste sich auf, wandelte sich um. Alle Schwere fiel von mir ab, ein Gefühl der Ungegenständlichkeit überkam mich. Ich konnte nicht atmen, da ich keine Lunge hatte, ich konnte nicht sehen, da ich keine Augen hatte, ich hatte keinen Herzschlag, da ich kein Herz mehr hatte. Und doch dauerte es nur einen Lidschlag lang. Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich das Land unter mir. Eine Windböe drückte mich in die Höhe und ich spürte die Kraft meiner Schwingen. Meine Augen waren verschärft und ich erfuhr meine Umgebung in einer nie gekannten Klarheit. Noch lag ich ganz still auf dem Rücken des Windes, und versuchte, das berauschende Gefühl der Freiheit, das mich überkam, zu kontrollieren.
Plötzlich war Er wieder da, auf geheimnisvolle Weise wie aus dem Nichts erschienen.
„Ist es das, was du wolltest?“, fragte Er.
„Was kann man mehr wollen?“, fragte ich zurück.
Undeutbar blickten mich seine Raubvogelaugen an. „Vieles“, sagte Er und stieß in den Himmel hinauf.
Ich erprobte die Kraft meiner Schwingen und folgte ihm. Mit jedem Flügelschlag stieg ich höher, drückte mehr Luft unter meinen Körper, mehr Abstand zwischen mich und die Erde. Schließlich konnte ich nicht mehr weiter, hatte meinen höchsten Punkt erreicht und ging in einen Gleitflug über. Mich entspannend ließ ich mich tragen.
Die Kilometer schwanden unter mir, Entfernungen wurden unbedeutend.
Unbedeutend, wie so vieles andere.
Das Grasmeer lag schon lange hinter mir, ich glitt über Steppen, überquerte Wüsten, deren heiße Luftströme mich wieder höher trugen, und gelangte in felsige Bergschluchten. Das Wissen um die eigene Kraft veranlaßte mich zu waghalsigen Experimenten meiner neu gewonnenen Flugkunst. Ein Glücksrausch überkam mich meiner neuen Kraft wegen. Ich suchte mir die tiefste Schlucht und flog so hoch ich konnte, neigte meinen Körper kopfüber und legte die Flügel an. Immer schneller wurde der Sturz, Bilder liefen in meinen Gedanken vorbei , die Luft verursachte ein zischendes Geräusch, als ich sie durchschnitt, und der Boden der Schlucht, ein tiefblauer Bergsee, kam in beängstigendem Maße näher. Aber ich hatte keine Angst.
Ich drückte meine Flügel gegen den ungeheuren Luftdruck auseinander. Wie ein Peitschenknall schnellte die Luft unter sie und drückte mich nach oben. Meine Flügel berührten noch kurz die Wasseroberfläche und hinterließen konzentrische Kreise, als ich auch schon wieder aufstieg, der Sonne entgegen. Er war wieder da. Ich landete. Hatte Er mich jemals verlassen?
„Genug von der Geschwindigkeit?“, fragte Er.
„Nicht wirklich. Aber ich denke, ich möchte den Boden wieder unter meinen Füßen haben.“
Ich dachte zurück, wie leicht es gewesen war, ein Vogel zu werden und wie mangelhaft mein eigener Körper war. Nur ein Lidschlag war nötig. Ich verstrahlte die anmutige Eleganz einer pfeilschnellen Jägerin. Auch Er war zum Raubtier geworden, und auch hier vereinte Er Macht und Schönheit. Ich spürte, wie leicht und geschmeidig meine eigenen Bewegungen waren und in welch perfekter Harmonie wir uns bewegten.
„Es ist ganz leicht, oder?“, fragte Er.
„Das ist es.“, gestand ich. „Wie weit geht das?“
„Wie weit möchtest du es?“
Ich versuchte es. Gab es eine Grenze?
Ein Lidschlag: Ein Wolf. Ein weiterer: Eine Maus. Eine Biene, eine Schildkröte, eine Giraffe, eine Schlange, ein Pferd, ein Wal. Er immer bei mir.
Schließlich versuchte ich mich am Wind, und wir wurden zwei tanzende Luftströmungen, doch ich hielt es nicht lange aus, zu unwirklich war meine Existenz. Ich wurde zur Göttin.
Schönheit umgab meinen Körper, Anmut lag in der kleinsten Bewegung. Körper und Geist strahlten Kraft aus. Ich suchte den Gott an meiner Seite, aber Er war nicht da.
„Wo bist du?“, rief ich. Verwirren erfaßte mich, auch Angst.
„Ich werde nicht kommen.“, hörte ich seine Gedanken, ohne daß ich deren Richtung hätte bestimmen können.
„Warum nicht?“, rief ich zurück. Keine Antwort.
„Ich bin jetzt vollkommen, ich möchte dies Glück mit dir teilen.“
„Du warst schon vollkommen, vielleicht sogar mehr als jetzt.“, sagte Er , und eine Windböe hob den Sand von der Erde. Er formte sich zu einem Wirbel, aus dem sich seine menschlichen Umrisse abzeichneten.
„Das ist nicht wahr!“, meine Stimme zitterte, „Ich war so unvollkommen! Mit so vielen Mängeln und Schwächen! Wie kannst du das dem vorziehen, was ich jetzt bin ?“
„Du warst wirklich.“
Die Sandfigur zerfiel und streute sich in alle Richtungen. Ich stand verlassen. Ein Lidschlag?
Noch einmal fühlte ich die Perfektion meines göttlichen Körpers. Dann war ich wieder ich selbst.
Ich spürte seine Anwesenheit, bevor ich ihn sah. Er lächelte und streichelte meine Wange.
„Du bist vollkommen.“, sagte Er.
Ein Lidschlag.
Ich war zu Hause.
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Mittwoch, 18. Oktober 2006
Er
mystic, 16:51h
Ich schlich mich vorsichtig heran. Oh, ja ich war sehr leise. Niemand würde mich bemerken. Ich ließ meinen Blick über die Wände gleiten, über die Möbel, schaute aus dem Fenster, ohne die Aussicht wahrzunehmen. Leise, ganz leise.
Niemand sollte die heimlichen Blicke bemerken, niemand. Niemand sollte mein Herz klopfen hören, pochte es doch gegen meine Rippen, als wollte es sie zersprengen. Doch leise, ganz leise. Kein verräterisches Zeichen geben, keine Zugeständnisse für mein Gefühl machen. Gleichmäßig atmen, seine Anwesenheit im Verborgenen genießen. Da, plötzlich, ein überschäumendes Gefühl der Lebensfreude. Ich muß es aufsaugen, ich muß. Er ist hier, ich bin hier. Er ist mir nahe. Doch halt! Nicht so schnell ! Ich darf mich nicht verlieren. Ich muß die Kontrolle behalten. Ich kann mich der Hoffnung nicht hingeben, sie würde mir ins Gesicht lachen.
Doch darf ich ihn nicht begehren ? Leise, ganz leise, gut versteckt unter der Oberfläche meiner Gleichgültigkeit, hinter der gespielten Fassade. >Oh, nein, er sieht eigentlich nicht gerade besonders gut aus, trotzdem ist er irgendwie ziemlich cool drauf, sehr interessant, sehr lustig, wirklich ein Typ für sich.< Sehr anziehend. Sehr faszinierend. Aber nein, das würde ich niemals zugeben.
Ich habe im chinesischen Horoskop nachgeschaut. Er könnte ein Tiger sein. Ein Tiger !
Ich, der Drache und der Tiger, welch wunderbares Gespann. Oh, ja, es steht in den Sternen, daß wir zusammenpassen würden. Wie schön wäre es...Doch hole ich schon selbst meinen Kopf wieder aus den Wolken. Ich würde verletzt werden, ich weiß es. Vielleicht würde er es noch nicht mal absichtlich tun, nicht mit Willen, aber er würde es tun. Ich meine nicht, das wir zusammen kämen, und er mich dann schlecht behandeln würde oder mich verlassen oder betrügen, nein, das meine ich nicht. Das würde ich vielleicht sogar in Kauf nehmen.
Aber nein, es würde viel einfacher geschehen, und viel früher. Er würde mich mit einem Blick verletzen, mit einem überraschten Gesichtsausdruck, einem bedauernden Lächeln, einem Versuch mir zu erklären, daß er nicht genauso empfindet. Und damit würde er mich tiefer treffen.
So sinke ich zurück aus den Wolken. Je höher man fliegt, desto tiefer fällt man.
Doch leise, ganz leise, pirsche ich mich heran. Nehme seinen Anblick in meinen Geist auf. Merke mir seine Augen, seine Bewegungen. Speichere seine Stimme und Wörter in meinem Gedächtnis. Lasse mich von der Stimmung tragen. Fühle seine Anwesenheit.
Leise, ganz leise, genieße ich den Augenblick.
Niemand sollte die heimlichen Blicke bemerken, niemand. Niemand sollte mein Herz klopfen hören, pochte es doch gegen meine Rippen, als wollte es sie zersprengen. Doch leise, ganz leise. Kein verräterisches Zeichen geben, keine Zugeständnisse für mein Gefühl machen. Gleichmäßig atmen, seine Anwesenheit im Verborgenen genießen. Da, plötzlich, ein überschäumendes Gefühl der Lebensfreude. Ich muß es aufsaugen, ich muß. Er ist hier, ich bin hier. Er ist mir nahe. Doch halt! Nicht so schnell ! Ich darf mich nicht verlieren. Ich muß die Kontrolle behalten. Ich kann mich der Hoffnung nicht hingeben, sie würde mir ins Gesicht lachen.
Doch darf ich ihn nicht begehren ? Leise, ganz leise, gut versteckt unter der Oberfläche meiner Gleichgültigkeit, hinter der gespielten Fassade. >Oh, nein, er sieht eigentlich nicht gerade besonders gut aus, trotzdem ist er irgendwie ziemlich cool drauf, sehr interessant, sehr lustig, wirklich ein Typ für sich.< Sehr anziehend. Sehr faszinierend. Aber nein, das würde ich niemals zugeben.
Ich habe im chinesischen Horoskop nachgeschaut. Er könnte ein Tiger sein. Ein Tiger !
Ich, der Drache und der Tiger, welch wunderbares Gespann. Oh, ja, es steht in den Sternen, daß wir zusammenpassen würden. Wie schön wäre es...Doch hole ich schon selbst meinen Kopf wieder aus den Wolken. Ich würde verletzt werden, ich weiß es. Vielleicht würde er es noch nicht mal absichtlich tun, nicht mit Willen, aber er würde es tun. Ich meine nicht, das wir zusammen kämen, und er mich dann schlecht behandeln würde oder mich verlassen oder betrügen, nein, das meine ich nicht. Das würde ich vielleicht sogar in Kauf nehmen.
Aber nein, es würde viel einfacher geschehen, und viel früher. Er würde mich mit einem Blick verletzen, mit einem überraschten Gesichtsausdruck, einem bedauernden Lächeln, einem Versuch mir zu erklären, daß er nicht genauso empfindet. Und damit würde er mich tiefer treffen.
So sinke ich zurück aus den Wolken. Je höher man fliegt, desto tiefer fällt man.
Doch leise, ganz leise, pirsche ich mich heran. Nehme seinen Anblick in meinen Geist auf. Merke mir seine Augen, seine Bewegungen. Speichere seine Stimme und Wörter in meinem Gedächtnis. Lasse mich von der Stimmung tragen. Fühle seine Anwesenheit.
Leise, ganz leise, genieße ich den Augenblick.
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